12 Massnahmen gegen das schweizer Insektensterben

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Dr. Philipp Staudacher,

18.04.2022
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Fast 60% der in der Schweiz im Rahmen der Roten Liste bewerteten Insektenarten sind gefährdet oder zumindest potenziell gefährdet. Besonders unter Druck stehen Insekten, die in Gewässern und Feuchtgebieten sowie in landwirtschaftlichen Gebieten leben. Das Forum Biodiversität Schweiz schlägt zwölf Massnahmen vor, um dem Insektensterben entgegenzuwirken.

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Es droht ein Verlust von Dienstleistungen aus der Natur


Aufgrund ihrer vielfältigen Spezialisierungen und enormen Biomasse spielen Insekten in fast allen Ökosystemen eine entscheidende Rolle. Ein Rückgang in der Vielfalt oder der Masse kann zu potenziell schwerwiegenden Folgen für die Gesellschaft und die Wirtschaft führen. Denn Insekten sind von zentraler Bedeutung für die Leistungen, die wir von der Natur erhalten: die so genannten Ökosystemleistungen.

Ein Beispiel sind die Bienen als Bestäuber für Nutzpflanzen. Insekten sind aber auch Bestäuber für unzählige andere Pflanzen und sorgen so dafür, dass diese langfristig erhalten bleiben. Diese Pflanzen wiederum erfüllen vitale Funktionen im Ökosystem, zum Beispiel als Nahrung oder als Erosionsschutz. Sowohl die Qualität als auch die Quantität dieser Bestäubungen nimmt zu, wenn mehr verschiedenartige Insekten vorhanden sind.

Weitere Beispiele für die Leistungen von Insekten sind die Zersetzung von organischem Material, wodurch die Bodenfruchtbarkeit gefördert wird, oder die Bekämpfung von Schädlingen unserer Nutzpflanzen.

Weltweiter Rückgang auch in der Schweiz bestätigt.


Ein Insektenverlust ist weltweit zu beobachten und wurde nun auch für die Schweiz bestätigt. Vor allem im produzierenden Mittelland, aber auch im Jura und den Alpen sind die Insektenbestände zurückgegangen.

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Nur bei wärmeliebenden Arten wurde eine leichte Zunahme beobachtet. Letztere wiederum konkurrieren mit anderen Arten und verringern so die Biodiversität. Bisher lag der Schwerpunkt auf den Arten, die bereits als gefährdet gelten und auf der Roten Liste der IUCN (Weltnaturschutzunion) stehen. Für viele Insektengruppen fehlen jedoch noch Daten.

Lebensraumverlust als zentrale Ursache


Für eine Vielfalt an Insekten benötigen wir eine vielfältige Landschaft: abwechslungsreiche Strukturen, naturnahe Lebensräume und ökologisch intakte Flächen. Verschiedene Ursachen beeinträchtigen diese Anforderungen. Wo der Mensch eingreift, sinkt zunächst die Qualität der Lebensräume, bevor diese ganz verschwinden. Das Nahrungsangebot wird reduziert, Dünger und Pestizide werden eingesetzt, Lebensraumstrukturen werden entfernt, und Bewirtschaftung findet generell insektenfeindlich statt. Dazu kommen die fehlende Vernetzung der Lebensräume, die Klimakrise und invasive Arten.

Zwölf Massnahmen gegen das Insektensterben in der Schweiz



  • Arten fördern: Spezifische Massnahmen für besonders bedrohte Insekten

  • Wissen vermitteln: Verhindern von unabsichtlicher Beeinträchtigung aufgrund Ordnungsliebe, mangelndem Interesse oder Unwissen

  • Pestizide minimieren: Schutz von Nicht-Zielorganismen an Land und im Wasser

  • Schonend bewirtschaften: Vermeiden schädlicher Praktiken wie Laubbläser oder Fadenmäher

  • Lichtverschmutzung reduzieren: Insektenfreundliche LED Lampen, sowie temporäre Auszeiten einführen

  • Nährstoffeinträge reduzieren: Intensität der landwirtschaftlichen Produktion anpassen

  • Klimawandel abwenden: Spezialisierte Arten sind besonders gefährdet

  • Hotspots erhalten: Bestehende naturnahe Gebiete schützen

  • Lebensräume aufwerten: Mindestens 1/3 der Landesfläche als Prioritätsgebiete ausweisen

  • Monitoring verbessern: Bestehende Programme ergänzen und Lücken schliessen.

  • Forschung intensivieren: Fokus auf wenig untersuchte Insektengruppen

  • Hebel nutzen: konsequente Integration von Biodiversitätsaspekten in allen Politikbereichen


Was du direkt heute umsetzen kannst!


Einige dieser zwölf Massnahmen müssen auf höherer Ebene von den politischen Entscheidungsträgern beschlossen werden, aber einige können auch im eigenen Umfeld umgesetzt werden. Ein aufgeräumter Garten und nächtliche Beleuchtung sollten vermieden werden. Lebensmittel aus biologischem Anbau reduzieren den Einsatz von Pestiziden und Nährstoffen. Und jeder kann das Thema in seinem Freundeskreis ansprechen. Fang heute an!

 

 

Referenzen
https://biodiversitaet.scnat.ch/publications/uuid/i/173b8774-7b9f-5b04-b6b5-a6f24d9d6351-Insektenvielfalt_in_der_Schweiz

https://biodiversitaet.scnat.ch/uuid/i/ef4bcabb-079f-5c00-a8fb-cce85a414549-Immer_stiller_und_eint%C3%B6niger%3A_Erster_umfassender_Bericht_zum_Zustand_der_Insekten_in_der_Schweiz

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