Wächst Geld eigentlich auf Bäumen?

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Nico Frey,

12.04.2022
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Die Antwort ist Ja! Aber wahrscheinlich nicht so wie du jetzt denkst. Die Natur, und genauer genommen Ökosysteme, sind die Grundlage für unser Leben auf der Erde und auch für unsere Wirtschaft. Nur leider zerstören wir diese Ökosysteme gerade in einem nie dagewesenen Tempo. Die Wirtschaft ist dabei ein bedeutender Treiber. Lasst uns einmal genauer hinschauen, wie die Wirtschaft mit Ökosystemen in Beziehung steht und wie wir wirkungsorientiert im Sekundärmarkt investieren können.

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Die Basics – Abhängigkeit der Wirtschaft von der Natur


Die Natur besteht aus verschiedenen Ökosystemen. Ein Ökosystem ist eine Gemeinschaft von Lebewesen in einem bestimmten Lebensraum. Es kann klein sein wie ein Weiher, oder gross wie das Amazonasbecken. Jedes Ökosystem produziert sogenannte Ökosystemdienstleistungen wie zum Beispiel die Reinigung der Luft und des Wassers, die Bestäubung von Pflanzen, die Bereitstellung von Naherholungsgebieten, den Überschwemmungsschutz oder auch schlicht das Bereitstellen von Ressourcen wie beispielsweise Bauholz, Kies oder Nahrungsmittel. Auf diesen Ökosystemleistungen baut unser Leben, unsere Gesellschaft und auch unsere Wirtschaft auf, denn ohne primäre Wirtschaftszweige folgen auch keine verarbeitenden oder dienstleistungsorientierten Betriebe.

 

"Über die Hälfte (55%) der globalen Wirtschaftsleistung (globales BIP), gleichbedeutend mit USD 41.7 Billionen, hängt direkt von funktionierenden Ökosystemen und einer gesunden Biodiversität ab"

 

Die vielen verschiedenen Lebewesen in den Ökosystemen, die Diversität der Ökosysteme und generell die genetische Vielfalt machen gemeinsam die Biodiversität aus. Der grösste Teil der Ökosystemdienstleistungen wird durch lebende Organismen erbracht. Entsprechend werden diese Dienstleistungen durch die Biodiversität erst ermöglicht. Gleichzeitig ist die Biodiversität auch verantwortlich für die Widerstandsfähigkeit oder Resilienz der Ökosysteme. Ähnlich wie bei einem Anlageportfolio (und anderen komplexen Systemen) erlaubt und absorbiert die Vielfalt kleinere Schocks und verhindert Grosse, welche das System ins Wanken bringen würden.

Wirtschaft trifft Natur – und zwar sehr hart!


Die Wirtschaft hängt nicht nur von gesunden Ökosystemen und Biodiversität ab, sondern sie ist auch ein Haupttreiber für deren Zerstörung. Holz- und Papier, Landwirtschaft, Chemie, Fischerei, Tabak, Textilien, Öl, Gas und Kohle, Transport und Mobilität sowie Rohstoffabbau im generellen sind die Sektoren mit den grössten, direkten negativen Effekten auf die Natur. Paradoxerweise sind viele dieser Industrien auch am meisten abhängig von der Natur und daher am stärksten von deren Verlusten betroffen. Die fünf Haupttreiber der Ökosystem- und Biodiversitätsverluste sind dabei

  • Land(um)nutzung,

  • kommerzielle (Aus-)Nutzung und Wilderei

  • Klimakrise,

  • Verschmutzung

  • und invasive Spezies.


Sie führen mitunter dazu, dass wir heute einen nie dagewesenen Verlust an Biodiversität und Ökosystemen haben, welchen auch uns Menschen stark treffen wird.

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Bild 1: PBES (2019) - beyond business as usual: biodiversity targets and finance


 

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Bild 2: WWF Living Planet Report 2020


 

Mit der Natur investieren, nicht gegen sie


Wie und warum sollten wir diese Erkenntnisse beim Investieren im öffentlichen Markt anwenden? Das Warum ist einfach beantwortet: wenn wir uns unsere Lebens- und auch Wirtschaftsgrundlage nicht zerstören wollen, sollten wir auch beim Investieren genau hinsehen, welche Unternehmen negative oder positive Wirkungen auf Ökosysteme und Biodiversität haben.

Beim Wie existieren grundsätzlich zwei massgebende Überlegungen: a) den Schaden (den sog. ökologischen Fussabdruck) zu minimieren oder b) die Lösungen (Handabdruck) zu maximieren. Kurzum heisst dies, wir wollen nicht in Firmen investieren, welche Ökosysteme und Biodiversität grundsätzlich schaden. Dies können wir einerseits via Ausschlusskriterien festlegen. So können wir z.B. Unternehmen, welche vorwiegend nicht-zertifiziertes Palmöl produzieren kategorisch ausschliessen. Andererseits betrachten wir im Detail, wo welche Unternehmen mit ihren Produkten und ihrem Betrieb negative Auswirkungen auf die Natur haben. Es ist dabei wichtig, nicht nur die betrieblichen Aspekte wie beispielsweise den Wasserverbrauch oder die Abfallmenge bei der Produktion anzuschauen. Wir wollen den Fokus auch auf die Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens legen. Einerseits können diese selber in ihrer Nutzung bedeutende und oft grössere negative Effekte haben – man denke beispielsweise an das Produkt «Pestizide» eines Chemiefirma. Andererseits sind die Produkte und Dienstleistungen oft bestimmend für den Betrieb und die vorgelagerte Lieferkette. Wenn eine Firma beispielsweise Fast-Fashion (also sehr günstige Kleider) herstellt, dann kommt es in den Herstellungsländern praktisch unweigerlich zur Verschmutzung von Gewässern durch Chemikalien, welche in der Färbung verwendet werden.

Neben der Minimierung des ökologischen Fussabdrucks wollen wir gleichzeitig Unternehmen investieren, welche Lösungen zu den Ökosystem- und Biodiversitätsverlusten anbieten. Hierbei fokussieren wir uns also voll und ganz auf die Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens.

Konkret identifizieren wir Unternehmen, welche beispielsweise nachhaltige Landwirtschaftsprodukte herstellen und vertreiben, Recycling oder zertifizierte Waldbewirtschaftung betreiben, Abwasseraufbereiten oder auch Böden und Meeresabschnitte wiederherstellen.

Also wächst Geld doch auf Bäumen


Alles in allem ist es also nicht falsch zu behaupten, dass Geld auf den Bäumen wächst (stellvertretend für die gesamte Natur). Eine funktionierende Wirtschaft basiert auf einer intakten Natur. Zusammen müssen wir eine Lösung finden, dass Wirtschaft und Natur in Symbiose funktionieren, und die Natur sich regeneriert, anstelle der bisherigen Ausbeutung. Wir werden daher gezielt in Unternehmen investieren, welche den ökologischen Fussabdruck minimieren und vor allem auch einen positiven Handabdruck auf die Natur haben. Wir suchen also Unternehmen, welche ihre ganz grossen Hände auf ganz kleinen Füssen balancieren.

 

Co-Author: Philipp Staudacher

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