Besser neue Bäume pflanzen oder Alte erhalten?

by

Dr. Philipp Staudacher,

27.04.2022
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«Pflanze einen Baum und rette das Klima»: Verschiedene Initiativen haben es sich zur Aufgabe gemacht, so viele Bäume wie möglich zu pflanzen, um den Klimakollaps zu verhindern. Die Wiederherstellung von Wäldern ist in der Tat eine grossartige Idee. Aber weisst du, was du mit Bäumen für das Klima tun kannst, das noch besser ist?

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Junge Bäume nehmen wenig CO2 auf


Du hast es in der Schule gelernt: Bäume wachsen, indem sie Licht absorbieren und CO2 und Wasser aufnehmen. Im Gegenzug atmen sie Sauerstoff aus. In letzter Zeit hat die CO2-Aufnahme grosses öffentliches Interesse erregt, da Bäume (und andere Pflanzen) eine natürliche Lösung zur Aufnahme von CO2 aus der Luft darstellen. Bäume wachsen jedoch sehr langsam. Förster erleben in der Regel nicht, dass ein junger Baum, den sie bewirtschaften, gefällt wird. Bäume nehmen das meiste CO2 auf, wenn sie ausgewachsen sind, was in der Regel erst nach mehreren Jahrzehnten der Fall ist. Das heisst, wenn wir dringend CO2 aus der Atmosphäre entfernen müssen, ist das Pflanzen neuer Bäume, auch bekannt als Wiederaufforstung, möglicherweise zu langsam.

Wie kann man am schnellsten, am günstigsten und am meisten CO2 Emissionen reduzieren?


Neben der Wiederherstellung von Ökosystemen gibt es zwei weitere Möglichkeiten, wie Bäume einen positiven Einfluss auf die CO2-Bindung haben können: Die eine ist die Verbesserung der Bewirtschaftung, die andere der Schutz von Bestehendem.

In einer kürzlich erschienenen Veröffentlichung wurden diese drei Varianten in Bezug auf den Umfang, die Schnelligkeit, die Kosteneffizienz und den Zusatznutzen miteinander verglichen. Alle drei Wege haben ihre Berechtigung und ihre Vorteile. Da die meisten Organisationen jedoch an ein bestimmtes Budget gebunden sind, stellen die Forscher eine Rangliste der Varianten auf:

Ökosysteme schützen ist die günstigste schnelle Option


Der Schutz bestehender natürlicher Ökosysteme steht an erster Stelle. Das bietet ein hohes Reduktionspotenzial, das schnell und zu vergleichsweise tiefen Kosten pro Tonne CO2 realisiert werden kann. Darüber hinaus hat der Schutz bestehender Ökosysteme viele positive Nebeneffekte, wie z. B. die Begrenzung von Rodungen und die Eindämmung des Verlusts der biologischen Vielfalt. Durch den Schutz wird vor allem die Freisetzung zusätzlicher Emissionen durch veränderte Landnutzung verhindert.

Verbesserte Bewirtschaftung bedeutet, in das zu investieren, was man bereits hat


Eine verbesserte Bewirtschaftung rainforest from abovesteht an zweiter Stelle, da sie kostengünstiger ist als eine Wiederaufforstung. Beispiele für eine verbesserte Bewirtschaftung finden sich neben der Waldbewirtschaftung auch in der regenerativen Landwirtschaft, als Bäume im Ackerland, verbesserten Reisanbau oder Nährstoffmanagement. Wie diese Beispiele zeigen, gehen sie Hand in Hand mit bestehender Rohstoffproduktion und sind daher weniger gefährdet, Probleme auf benachbarte Regionen zu verlagern. Dies könnte Beispielsweise passieren, wenn Flächen unter Schutz gestellt werden und Land- oder Forstwirte auf die nächste ungeschützte Fläche ausweichen. Die verbesserte Bewirtschaftung bedeutet, dass man sich darauf konzentriert, die Freisetzung weiterer Emissionen zu verhindern und gleichzeitig CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen.

Wiederaufforstung hat das grösste Potenzial, scheitert aber ohne die anderen Massnahmen


Von allen drei Varianten hat die Aufforstung das grösste Potenzial, um CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Sie allein kann jedoch nicht kompensieren, was verloren gehen kann, wenn wir die noch bestehenden Ökosysteme nicht schützen. Ausserdem sind Wiederaufforstungsprojekte nur dann kosteneffizient, wenn sie in grossem Massstab und über Jahrzehnte hinweg durchgeführt werden. So können die Bäume ausreifen und ein Maximum an Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen.

Was bedeutet das für mich?


Wenn du jetzt beschlossen hast, einen Beitrag zu forstbasierten Lösungen für die Klimakrise zu leisten, was solltest du prüfen, bevor du Geld ausgibst:

  • Wie lange ist die Organisation bereits aktiv? Die Chancen stehen gut, dass eine Einrichtung, die bereits vor dem Pariser Abkommen von 2015 mit Schutz- oder Wiederherstellungsprojekten begonnen hat, ihre Arbeit ernst nimmt.

  • Wie gross sind die Projekte, an denen sie beteiligt sind? Nicht nur die Pflanzung neuer Bäume profitiert von der Grösse, auch der Schutz von Ökosystemen funktioniert am besten in grösserem Massstab.

  • Wie hoch sind Deine persönlichen Opportunitätskosten? Kannst du das Geld investieren, um dich weiterzubilden und andere zu unterstützen ihre Emissionen zu senken? Kannst Du Deinen Berufsalltag so gestalten, dass Du weniger Emissionen ausstösst, z. B. weil Du weniger häufig reisen musst?


Um die Klimakrise zu besiegen, brauchen wir alles zusammen und sofort


Die obige Hierarchie – Schutz von Ökosystemen an erster Stelle, verbesserte Bewirtschaftung an zweiter und Wiederaufforstung an dritter Stelle - ist als Faustregel auf globaler Ebene zu verstehen. Je nach den politischen Rahmenbedingungen in den jeweiligen Gebieten kann jedoch das eine oder das andere bevorzugt werden.

In jedem Fall müssen wir jetzt handeln. Der Schutz von Ökosystemen bedeutet, dass keine weitere Zerstörung mehr stattfindet und die Kohlenstofffreisetzung sofort gestoppt wird. Wenn wir heute Bäume pflanzen, werden sie um 2050 ausgereift sein, wenn wir mindestens eine Netto-Nullbilanz erreichen müssen. Der beste Zeitpunkt, um beides zu tun, ist heute.

 

 

Referenzen

Cook-Patton et al., 2021 - Protect, manage and then restore lands for climate mitigation

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