Rewilding: In der Landschaft und im Garten

by

Dr. Philipp Staudacher,

22.04.2022
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Pleistocene Park, Oostvaardersplassen und Wiesent Thal sind drei Rewildingprojekte in Russland, den Niederlanden bzw. der Schweiz. Bei jedem dieser Projekte werden grosse Pflanzenfresser in einer bestimmten Landschaft wieder angesiedelt mit dem Ziel, längst verschwundene Ökosysteme wiederherzustellen. In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, worum es bei diesen Projekten geht, was Rewilding ist und wie du und ich dazu etwas beitragen können.

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Die Natur weiss es am besten


Rewilding ist eine Form der ökologischen Erhaltung und Wiederherstellung von Lebensräumen mit wenig oder gar keinen menschlichen Eingriffen. Nach einer anfänglichen Initialzündung zieht sich der Mensch zurück und überlässt die Natur dem, was sie am besten kann: sich selbst sein. Natürliche Prozesse formen dann ein sich selbst regulierendes und sich selbst erhaltendes stabiles Ökosystem mit erhöhter Artenvielfalt. Der Anstoss erfolgt in der Regel durch die Umkehr eines bewussten oder unbewussten früheren, menschlichen Eingriffs. Dies kann beispielsweise erreicht werden durch die Wiedereinführung ausgestorbener Schlüsselarten oder die erneute Vernetzung zweier Lebensräume. Darauf folgen die natürlichen Prozesse, welche andere Rhythmen etablieren und dadurch neue Landschaften formen oder geschädigte wiederherstellen. Diese natürlicheren, vielfältigeren Landschaften bieten dann viele verschiedene Vorteile für Natur und Mensch: beispielsweise eine grössere biologische Vielfalt und dadurch erhöhte Naturdienstleistungen, sowie mehr Lebensqualität zu geringeren Kosten.

Durch die Wiederansiedlung grosser Pflanzenfresser können einzigartige, oft verlorene Ökosysteme wiederhergestellt werden. Hier stellen wir drei Projekte vor, bei denen diese Methode auf verschiedenen Grössenordnungen angewendet wird.


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Der Pleistozän-Park - ein geschlossenes Reservat mit einer Fläche von 16 000 ha im Nordosten Sibiriens




 

Eine sibirische Mammutsteppe ohne Mammuts


Der Pleistozän-Park in Sibirien (RU) wurde in den 1980er Jahren eingerichtet, um das prähistorische, hochproduktive Ökosystem der Mammutsteppe wiederherzustellen. Anstelle von Mammuts wurden jedoch Rentiere, jakutische Pferde und Wisente in dem Gebiet (wieder) eingeführt. Die Wiederbelebung grosser Graslandschaften könnte möglicherweise zur Eindämmung des Klimawandels beitragen. Grasland eignet sich, um Kohlenstoff im Boden zu binden und zu speichern, die Freisetzung von Methan zu verlangsamen und dank seiner helleren Oberfläche mehr Sonnenlicht in den Weltraum zurück zu reflektieren.

Umstrittenes Naturparadies in Holland


Oostvaardersplassen (NL) liegt etwa 30 Minuten von Amsterdam entfernt in einem Gebiet, das für industrielle Nutzung getrocknet werden sollte, dann aber in ein Naturschutzgebiet umgewandelt wurde. Es wird von Rotwild und Wildpferden bevölkert und ist mit über 78 Vogelarten ein Paradies für die Vogelwelt. Der Park war mehrfach mit öffentlichen Protesten konfrontiert, weil er keine Massnahmen zur Populationskontrolle vorschrieb und die Tiere verhungern liess. Seitdem wurden Interventionsmassnahmen eingeführt, die dem ursprünglichen Ethos des Parks und für viele auch dem "Rewilding" (der Natur ihren Lauf zu lassen) widersprechen.

Mehr grosse Pflanzenfresser auch bald in der Schweiz


Das Projekt Wisent Thal will den Wisent ins Thal im Kanton Solothurn (CH) zurückbringen. Die Tiere werden in Privatbesitz sein, mit der Option, die Tiere nach einer Probezeit von zehn Jahren dem Kanton anzubieten und in den Wildtierstatus zu überführen.


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Pflanze eine Blumenwiese statt Zierrasen




 

Eine Wisent-Herde im Garten?


Natürlich ist es nicht sinnvoll, grosse Pflanzenfresser im eigenen Garten anzusiedeln. Es gibt jedoch andere Möglichkeiten, wie du dein Zuhause naturfreundlicher gestalten und in einen Hotspot der Biodiversität verwandeln kannst. Zuallererst: Kein Bereich ist zu klein und man muss auch nicht alles umgestalten. Jeder kleine Schritt zählt.

  • Wenn es um die Gartenpflege geht, ist weniger oft mehr; ungepflegte Flächen sollten durchaus ihren Platz haben.

  • Verwende keine Kunstdünger und Pestizide.

  • Reduziere unnötige Beleuchtung

  • Schaffe vielfältige Ökosysteme: magere, feuchte, sandige, schattige und viele mehr

  • Setze auf einheimische Sträucher und Bäume

  • Pflanze eine Blumenwiese statt Zierrasen

  • Verwende nur torffreie Erde. Umweltverträgliche Torfprodukte gibt es nicht. Torfstiche zerstören Moore unwiederbringlich.

  • Sorge das ganze Jahr über für Nahrung. Versuchen Sie, verschiedene Pflanzen vom Frühjahr bis zum Herbst blühen zu lassen.

  • Erstelle Strukturen zum Ruhen, Nisten und Überwintern: wilde Hecken, Totholz, stehen gelassene Pflanzenstängel.

  • Nutze unversiegelte Flächen als Lebensraum. So kann z. B. ein Sitzplatz mit Blumenschotterrasen statt Pflastersteinen gestaltet werden, ein Parkplatz mit Rasengittersteinen statt Asphalt.

  • Vermeide Barrieren und Fallen für Kleintiere


Rewilding für alle


Auch wenn du keinen Garten, keinen Balkon oder einfach keinen grünen Daumen hast, kannst du Rewilding auf Deine Weise unterstützen. Werde Mitglied in einem Verein, der sich für Rewilding, natürliche Gärten oder einfach nur für den Naturschutz in Ihrer Region einsetzt. Werde sachverständig und erzähle allen Freunden, Familienangehörigen, Kollegen und Menschen, die Sie zufällig treffen, davon. Sei die Veränderung, die du sehen willst.

 

Co-Autorin: Krisztina Toth

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