Covid-19 und die globale Wasserknappheit

by

Kirstin Brünjes,

22.11.2021
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Kriege, Krankheiten, Hungersnot und Naturkatastrophen. Die Liste der humanitären Notlagen auf der Welt stellt die Menschheit vor globale Herausforderungen.

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Die Nachrichten über die Ausbreitung von Covid-19 stehen seit zwei Jahren dabei besonders im Fokus der medialen Aufmerksamkeit und liessen kaum Nachrichten über andere Katastrophen zu. Beispielsweise über eine bisher ignorierte Krise: Die Wasserkrise.

 

 

"Die Wasserkrise ist zwar bekannt, aber immer noch ein blinder Fleck beim Klimaschutz"
Philipp Wagnitz, Referent für Süsswasser beim WWF Deutschland

Dabei ist die Wasserversorgung in jeglicher Hinsicht ein drängendes Thema, denn all die Krisen und Katastrophen in unserer Zeit haben eine gemeinsame Herausforderung: Das Wasser. Wasser, das fehlt in Kriegsgebieten, bei der Genesung und Prävention von Krankheiten sowie in Dürreperioden, wenn ohne Regen kein Halm mehr wächst.

Doch was ist, wenn zwei Krisen Interessenkonflikte hervorrufen? Die Zusammenhänge zwischen Wasserknappheit und Covid-19 werden erst allmählich deutlich: Auf der einen Seite ist die Hygiene erstes Gebot zur Eindämmung von Bakterien und Viren wie Covid-19. Dies stellt für Gemeinschaften in ärmeren Regionen der Welt, mit unsicherer Wasserversorgung bereits ein grosses Problem dar, was durch die Covid-19 Pandemie noch verschärft wird. Auf der anderen Seite werden Länder mit Zugang zu Wasser angehalten, nachhaltiger mit der Ressource umzugehen. Nun stellt sich die Frage, wie wir den Anforderungen beider Krisen gerecht werden. Wie gelingt die Balance zwischen dem Schutz vor Covid-19 und dem Umgang mit unseren wertvollen Wasserressourcen?

Hygiene beginnt mit Wasser


Als Reaktion zur 2020 ausgebrochenen Covid-19 Pandemie gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Reihe öffentlicher Leitlinien für Präventionsmassnahmen gegen Covid-19 heraus. Das Händewaschen, die physische Distanzierung und die Haushaltsreinigung werden hier hervorgehoben, um die epidemiologische Kurve abzuflachen. Dies ist bereits eine Herausforderung für Menschen, die keinen Zugang zu Wasser und Seife haben. Laut UNICEF haben jedoch rund 4,2 von 7,8 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherer Sanitärversorgung und etwa 3 Milliarden Menschen fehlt sauberes Wasser und Seife, um sich die Hände waschen zu können. Gleichzeitig verlauten Meldungen des Robert-Koch-Institutes (RKI) wieder neue Rekordwerte von Covid-19 Infektionen.

Zwar erklärten die Vereinten Nationen im Juni 2010 den Zugang zu Wasser zum Menschenrecht. In Zeiten von Corona und Klimawandelstellt dies allerdings eine grosse Herausforderung dar.

„Das Grundwasser ist durch menschliche Aktivitäten bedroht.“


-Dr. John Cherry, Grundwasserexperte

Der Klimawandel bringt mit Wetterextremen die Wasserkreisläufe der Erde aus dem Gleichgewicht und sorgt neben Überschwemmungen auch für Dürreperioden und Hitzewellen. Gleichzeitig stieg der Wasserverbrauch, durch die wachsende Weltbevölkerung in den vergangenen 100 Jahren um das sechsfache.

Wer denkt, dass Wasserzugang und somit Hygiene kein Problem für die nördlich gelegenen Regionen der Welt sind, liegt falsch. Dazu zwei Beispiele was in Zukunft auf uns zukommt:

  1. Die Ergebnisse der Umfrage „Great British Rain Paradox“ decken auf, dass 72% der britischen Bevölkerung glaubt, das Vereinte Königreich habe genügend Grundwasser. Tatsächlich meldet die Umweltbehörde des Inselstaats, dass England in 25 Jahren nicht mehr genug Wasser haben wird, um den Bedarf der Bevölkerung zu decken. Durch die Folgen des Klimawandels in Verbindung mit dem Bevölkerungswachstum, steht das Land vor einer "existenziellen Bedrohung", so Sir James Bevan auf der Waterwise-Konferenz in London.

  2. Auch in Deutschland sind die Böden bereits historisch trocken. Eine repräsentative Wasserverbrauchsstudie vom Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) aus Frankfurt und Hamburg liefert wertvolle Einblicke über das Wassernutzungsverhalten von Hamburger Privathaushalten. Ein Ergebnis der Studie: Corona erhöht den Wasserverbrauch der Hamburger. Um drastische Massnahmen wie Rationierung zu vermeiden, appelliert die Hansestadt an Privathaushalte, Landwirtschaft und die Industrie sparsam mit Wasser umzugehen.


Für die Zukunft müssen wir mit allen Wassern gewaschen sein


Exemplarisch erfrischende Lösungsansätze:

  • Geschlossene Wasserkreisläufe: Weniger eine Innovation als eine Massnahme seit 1860, denn dank Napoleon III., Baron Haussmann und Ingenieur Eugène Belgrand, wurden die Pariser Gebäude mit einer modernen Wasseraufbereitungsanlage ausgestattet. Dieses Aufbereitungssystem reinigt das Abwasser und führt es in den Kreislauf des Gebäudes zurück.

  • Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene: WASH-Initiativen sind Massnahmen die von humanitären Organisationen, wie der UNICEF, in Ländern mit schlechter #WasserInfrastruktur umgesetzt werden. Hierbei geht es um die Vermittlung grundlegender sanitärer und hygienischer Kenntnisse an Gemeinden und Schulkinder.

  • Wasser-aus-Luft TechnikenDie Luft ist voll von Wasser, denn es durchläuft in der Atmosphäre einen ständigen Kreislauf: Es verdunstet von der Erdoberfläche und steigt mit warmen Aufwinden in die Atmosphäre auf, kondensiert zu Wolken und fällt dann als Regen oder Schnee zurück auf die Erde. Diesen Wasserkreislauf machen sich innovative Start-Ups zunutze -um Wassermoleküle aus der Luft zu filtern und in sauberes Trinkwasser zu transformieren.


Die Quintessenz


Die Zusammenhänge zwischen Wasserunsicherheit und Covid-19 werden erst allmählich deutlich:

  1. Verunreinigtes Trinkwasser und mangelnde Hygiene sind die Hauptursachen für die Verbreitung von gefährlichen Krankheitserregern.

  2. Wasserknappheit ist daher ein signifikanter Multiplikator für die Ausbreitung von tödlichen Krankheitserregern wie Covid-19.

  3. Krankheiten liessen sich mit besserer Hygiene eher vermeiden und daher gehört zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen, der gesamten Weltbevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen zu ermöglichen (SDG 6).

  4. Doch von diesem Ziel ist die Welt aktuell noch weit entfernt, denn „785 Millionen Menschen tranken im Jahr 2017 noch immer verschmutztes Wasser, und 2 Milliarden hatten keine eigenen Toiletten“ (UNICEF).

  5. Zudem hat der Klimawandel folgenschwere Auswirkungen auf die globalen Niederschlagsmengen, so dass weltweit mehr als vier Milliarden Menschen mindestens einen Monat pro Jahr von Wasserknappheit betroffen sind.

  6. Wasserknappheit ist auch ein Thema in nördlichen Regionen auf der Welt, die sich weitestgehend nicht betroffen fühlen. Aktuelle Untersuchungen verdeutlichen aber bereits heute eine historische Wasserknappheit.


Handeln wir alle zusammen nachhaltiger, dann ändern wir unsere Wirkung auf die Umwelt und beeinflussen damit auch die Zukunft der Erde. Durch bewussten Umgang mit Ressourcen (Wertschätzung des Wassers) und einer humanitären Einstellung, können wir die Welt zu einem besseren Ort machen.

Möchtest Du mehr zum Thema Wasserverbrauch und -reduktion wissen? Dann schau in unsere komplette SDG 6 Wasser-Blogserie rein!

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