Kreislaufwirtschaft = Donut-Wirtschaft?

by

Eve Morelli,

02.12.2021
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Klimawandel, Rückgang der biologischen Vielfalt und Umweltverschmutzung sind alle mit nicht nachhaltiger Produktion und Konsum verbunden. Nach Jahrzehnten massiver Produktion ist es an der Zeit für einen Paradigmenwechsel: von einer "take-make-dispose"-Wirtschaft hin zu einer Kreislaufwirtschaft.

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Die Idee der nachhaltigen Waldbewirtschaftung wurde im 17. Jahrhundert in Europa aufgegriffen. 1713 veröffentlichte Hans Carl von Carlowitz die Sylvicultura Oeconomica, in der er für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder in Sachsen plädierte und vorschlug, dass in Zukunft nur so viel Holz gerodet werden soll, wie im gleichen Zeitraum nachwächst. Damit wollte er sicherstellen, dass auch die nächsten Generationen die Wälder als Ressourcen nutzen können. Dieses Anliegen ist sehr einfach und immer noch sehr aktuell. Was sollten wir jetzt, drei Jahrhunderte später tun, um nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster im Sinne des nachhaltigen Entwicklungsziels 12 (SDG 12) zu gewährleisten? Ist es nach Jahrzehnten massiver Produktion an der Zeit für einen Paradigmenwechsel: von einer Wirtschaft des Nehmens, Herstellens und Entsorgens hin zu einer Kreislaufwirtschaft des Reduzierens, Reparierens, und Rezyklierens?

Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt und Umweltverschmutzung sind allesamt mit nicht nachhaltiger Produktion und nicht nachhaltigem Konsum verbunden. Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die 2015 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen wurde, enthält 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung. Da das Jahr 2030 fast vor der Tür steht, ist es an der Zeit, aufzuwachen und unsere Produktions- und Konsummuster in Richtung Nachhaltigkeit zu ändern. Wir müssen uns mit SDG 12 (Verantwortungsvoller Konsum und Produktion) befassen.

Seit den 1970er Jahren sprechen wir über den 3R-Ansatz (Reduce, Reuse und Recycle). Dieses 3R-Konzept ist heute die Grundlage der "Kreislaufwirtschaft", die ein neues Wirtschaftsmodell kennzeichnet. In der Tat zwingen die Verknappung der natürlichen Ressourcen und neue soziale Normen viele Branchen dazu, ihre Praktiken zu überdenken. Der Einsatz von weniger natürlichen Ressourcen durch die Optimierung der Produktionsprozesse, die Begrenzung der Umweltverschmutzung und des Abfalls sind dazu notwendig. Diese Veränderungen stellen nicht nur eine Herausforderung dar, sondern haben sich auch als eine enorme Quelle von Innovationen und Möglichkeiten erwiesen.

Was sind die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft?



  1. Minimierung von Abfall und Verschmutzung

  2. Verlängerung der Nutzungsdauer von Produkten und Materialien (Wiederverwendung, Reparatur und Wiederaufbereitung von Produkten und Materialien)

  3. Regeneration natürlicher Systeme: durch Schaffung der Voraussetzungen für die Regeneration natürlicher Systeme.


Eine Kreislaufwirtschaft beinhaltet das Teilen, Leasen, Wiederverwenden, Recyceln und Reparieren vorhandener Materialien, um Abfall, Umweltverschmutzung und den Verlust der biologischen Vielfalt zu minimieren. Die Kreislaufwirtschaft bevorzugt die Nutzung erneuerbarer Ressourcen gegenüber nicht erneuerbaren Ressourcen. In diesem Sinne verbindet die Kreislaufwirtschaft viele SDGs miteinander. Es ist eine neue Denkweise über unsere Wirtschaft, bei der Wiederverwendung und Regeneration im Mittelpunkt stehen.

Wie ist der aktuelle Stand?



  • Daten der Vereinten Nationen zeigen einen Anstieg des globalen materiellen Fussabdrucks pro Kopf um fast 40%, von 8,8 Tonnen im Jahr 2000 auf 12,2 Tonnen im Jahr 2017.

  • Elektroschrott stellt eine grosse Herausforderung dar, denn es wird erwartet, dass er jährlich um 0,16kg pro Kopf zunimmt und im Jahr 2030 9kg pro Kopf erreicht, während weniger als 25% des Elektroschrotts recycelt werden.

  • Eine weitere grosse Herausforderung ist die Verschwendung von Lebensmitteln. Obwohl nur wenige Daten verfügbar sind, gingen 2016 fast 14% der weltweit produzierten Lebensmittel verloren, bevor sie den Einzelhandel erreichten. Die Schätzungen variieren je nach Region und reichen von 20,7% in Zentral- und Südasien bis zu 5,8% in Australien und Neuseeland.

  • Während Sie diesen Artikel lesen, werden Millionen von Plastikflaschen gekauft (1 Million pro Minute). Und jedes Jahr werden 5 Billionen Einweg-Plastiktüten weggeworfen.

  • Sollte die Weltbevölkerung bis 2050 auf 9,6 Milliarden Menschen anwachsen, bräuchten wir fast 3 Planeten, um genügend natürliche Ressourcen für unseren derzeitigen Lebensstil zu haben.


Was muss getan werden, um unsere Wirtschaft zu überdenken?


Wir alle können jetzt handeln! Du kannst Deinen Lebensmitteleinkauf mit wiederverwendbaren Einkaufstaschen erledigen. Vielleicht bist Du manchmal sprachlos, wenn der Verkäufer oder die Verkäuferin auf dem Markt Deinen Bio-Salat in eine Plastiktüte packt (das ist mir passiert!). Aber beim nächsten Mal wirst Du Dich getrauen, höflich "Nein, danke" zu sagen. Es gibt viele kleine Dinge, die Du in Deinem täglichen Leben leicht umsetzen kannst. Ich bezweifle, dass meine Plastiktüten-Aktion ausreichen wird. Dennoch können wir alle etwas bewirken, und ich glaube gerne an das Sprichwort "Gemeinsam sind wir stark". Durch unseren Lebensstil, unsere Ess-, Einkaufs- und Recyclinggewohnheiten können wir alle etwas bewirken.

Bei nachhaltigem Konsum und nachhaltiger Produktion geht es darum, mit weniger mehr und besser zu machen. Es geht darum, das Wirtschaftswachstum von der Umweltbelastung abzukoppeln, die Ressourceneffizienz zu steigern und nachhaltige Lebensstile zu fördern. Dies erfordert einen radikalen Wandel der Einstellungen und Mentalitäten. Die derzeitige Pandemiekrise bietet den Ländern die Gelegenheit, Wiederaufbaupläne zu erstellen, die die Überlegungen zu einer Kreislaufwirtschaft einschliessen können.

Hoffen wir, dass sie diese Chance nutzen, um einen grundlegenden Wandel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu vollziehen. Es müssen zudem politische Massnahmen beschlossen und umgesetzt werden. Auch wenn der Weg noch lang ist, gibt es ein Zeichen der Hoffnung: Bis Dezember 2020 hatten 40 Länder und Gebiete über Strategien und Aktionspläne für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung berichtet.

Umweltressourcen sind die Grundlage für die gesellschaftliche Entwicklung. Unsere Gesellschaft ist auf natürliche Ressourcen angewiesen, angefangen bei den 2 Litern Wasser, die jeder Mensch täglich zum Überleben braucht. Mit ihrem"Donut Economics" Modell fordert Kate Raworth uns auf, unsere Wirtschaft zu überdenken. Sie beschreibt eine wohlhabende Wirtschaft als eine Wirtschaft, in der alle sozialen Grundlagen (Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Einkommen und Arbeit, Frieden und Gerechtigkeit, politische Mitsprache, soziale Gleichheit, Gleichstellung der Geschlechter, Wohnen, Netzwerke, Energie, Wasser) erfüllt sind, ohne dass eine der ökologischen Obergrenzen überschritten wird (Klimawandel, Versauerung der Ozeane, chemische Verschmutzung, Stickstoff- und Phosphorbelastung, Süsswasserentnahme, Landumwandlung, Verlust der biologischen Vielfalt, Luftverschmutzung, Ozonschicht).

Darüber hinaus weist Kate Raworth darauf hin, dass in unseren Volkswirtschaften der Wert von allem durch seinen Preis oder seine Kosten überwacht wird. Die meisten Verschmutzungen und Abfälle entstehen jedoch nach wie vor umsonst, und ihre Kosten werden in unseren Wirtschaftssystemen nicht berücksichtigt. Wir übersehen hier also etwas! Dies sollte uns ermutigen, uns die Form des wirtschaftlichen Fortschritts neu vorzustellen. Könnten wir die erste Generation sein, die den Menschen wieder in den Mittelpunkt unserer (Donut-)Wirtschaft stellt? Heute sind wir traurige Zeugen des ersten Hungers aufgrund des Klimawandels in Madagaskar, wo 500.000 Kinder an Unterernährung leiden. Ist das wirtschaftlicher Fortschritt?

Wir radicants möchten Dich ermutigen, darüber nachzudenken, was wirtschaftlicher Fortschritt für Dich bedeutet. Der Mensch hat unbegrenzte Bedürfnisse, aber unser Planet ist begrenzt, und wir können dessen Grenzen nicht ständig überschreiten. Diese Achtsamkeit musssich in unseren Konsum- und Produktionsmustern widerspiegeln. Es isthöchste Zeit zu handeln und alle Dimensionen zu berücksichtigen. Hilf uns dabei, unsere Wirtschaft umzugestalten und Ziel12 (Verantwortungsvoller Konsum und Produktion) zu erreichen! Mit welcher Massnahme beginnst Du?

SDGs werden investierbar

Unsere radiThemes «Grundbedürfnisse» und «Gesundheit & Wohlbefinden» investieren in die SDG 2 & SDG 3, indem Unternehmen ausgewählt werden, die in diesen wichtigen Bereichen einen wirklichen Unterschied machen.

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