Flugschämt Ihr euch noch, oder seid Ihr schon zugstolz?

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Kirstin Brünjes,

03.06.2022
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Die Luftfahrtbranche fliegt allmählich aus dem Corona-Tief und nimmt wieder an Fahrt auf. Aber eines ist sicher: Für den Flugverkehr wird in Zukunft ein “höher, weiter, schneller” nicht mehr möglich sein. Denn sonst fliegen wir über das Klimaziel von 1.5 Grad hinaus.

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Fliegen ist schlecht für das Klima und mit der zunehmenden Erderwärmung stellt sich bei einigen Urlaubsplanern ein schlechtes Gewissen bei der Frage ein, ob man für die nächste Reise das Flugzeug nehmen soll. Alternative umweltfreundliche Transportmittel fördern hingegen das gute Gefühl.

 

Nur eine Minderheit der Weltbevölkerng – genauer gesagt 1% - ist für die enormen flugbedingten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die grosse Mehrheit der Menschen auf der Welt ist nämlich noch nie geflogen. Um die Weltklimaziele zu erreichen, müssen wir aber weniger fliegen. Allerdings nehmen die Flugpassagierzahlen wieder zu und CO2-neutrale Flugzeuge sind noch lange nicht einsatzbereit. Also was in dieser Übergangsphase tun? Etwa auf das Fliegen verzichten oder sich im Flieger in Flugscham hüllen?

Reisebedürfnis trotz Flugscham


In Zusammenhang mit den Themen Reiseplanung und der aktuellen Debatte über den Klimaschutz ist auch immer häufiger von Flugscham die Rede. Übersetzt aus dem Schwedischen "flygskam” beschreibt es das Gefühl von Flugreisenden, die sich ihres persönlichen CO₂-​Fußabdrucks beim Fliegen bewusst sind, aber dennoch mit einem schlechten Gewissen in den Flieger steigen. Flugscham kann auch dazu führen, sich ganz bewusst gegen Flugreisen zu entscheiden und bei der Reiseplanung auf alternative Transportmittel, wie den Bus oder die Bahn, “umzugleisen”. Immer mehr Urlauber stellen sich die Frage des Fliegens oder nicht-Fliegens. Dabei können generationsbedingte Unterschiede festgestellt werden. Seit "Fridays for Future" greift vor allem bei jungen Menschen die Flugscham um sich.

Generationsunterschiede bei Flugscham


In Deutschland wurde die Flugscham inzwischen statistisch ermittelt. Hierbei zeigte sich, dass das Umweltbewusstsein der Generation Z (Fridays-for-Future-Generation) am stärksten ist: 26% der 18 bis 24-Jährigen haben sich schon einmal für die Anreise mit dem Flugzeug geschämt. Bei der Generation davor, den Millennials (25 bis 39 Jahre), sind es 24%. Zum Vergleich: Bei den Babyboomern (55- bis 75-Jährige) sind es nur neun Prozent.

Raus aus dem Flieger und rein in den Zugstolz


Zugstolz ist die spiegelverkehrte Variante von Flugscham und hält was es verspricht: Abenteuerliche Zugerlebnisse, Gleichgesinnte in Bordbistros und Bahnhofshallen, Vorfreude und vor allem Zeit – zum Lesen, Arbeiten, Nachsinnen.

Und dann stehst du da in der Morgendämmerung in Lissabon. Mitten in der Altstadt, nicht an irgendeinem Flughafen.
Tom Hoferick, leidentschaftlicher Bahnfahrer.

Zugstolz unterwegs im 1000 km Radius


Dr. Philipp Staudacher, unser Experte für Biodiversität (SDG 14 und 15) und andere Umweltfragen gibt uns einen Orientierungswert. Die Frage rund um das Thema Fliegen wurde auch in der Forschungsgemeinschaft diskutiert, beispielsweise dem Schweizer Gewässerforschungsinstitut Eawag oder der ETH Zürich. “In der letzten Dekade sind wir uns der Klimakrise endgültig bewusst geworden. Einige von uns wurden aktiv und reduzieren nun die Auswirkungen unseres Lebens auf den Planeten,” so Philipp. Das Resultat seiner Arbeitsgruppe: Innerhalb eines Radius von 1000 Kilometer um den Wohn- oder Arbeitsort soll auf Fliegen verzichtet, und der öffentliche Verkehr bevorzugt werden. Die zusätzlich aufgewendete Zeit im Zug kann oft problemlos kompensiert werden, da die Langstreckenzüge ununterbrochenes Arbeiten am Laptop erlauben.

Auf dem Boden bleiben


Die fliegenden 1% der gesamten Weltbevölkerung - haben durchaus viele Alternativen (und Gründe) um auf dem Boden zu bleiben, denn es gibt immer einen (Land)Weg – der uns klimaverträglich zum Ziel bringen kann. Ob Du nun mit Zugstolz durchs Land fährst, virtuell an einem Meeting im fernen Ausland teilnimmst, oder Dich entscheidest, einfach weniger zu fliegen.

Und wenn Du fliegst, gibt es die Möglichkeit sich für Klimaschutzprojekte zu engagieren: mit Hilfe des MyClimate Flug-Emissionsrechner kannst Du Deine Emissionen für eine bestimmte Flugstrecke berechnen. Der Rechner schlägt Dir dann entsprechend Deines CO2-Verbrauchs Klimaschutz-Projekte vor, bei denen Du Deinen Flug kompensieren kannst.

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Unsere radiThemes «Grundbedürfnisse» und «Gesundheit & Wohlbefinden» investieren in die SDG 2 & SDG 3, indem Unternehmen ausgewählt werden, die in diesen wichtigen Bereichen einen wirklichen Unterschied machen.

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