Avocalypse: Zerstörte Umwelt & Guacamole Krise

by

Kirstin Brünjes,

06.04.2022
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Was ist die Guacamole-Krise? Sie bedeutet, dass in mexikanischen Restaurants immer häufiger unechte Guacamole in den Tacos serviert wird, weil es zu wenig Avocados gibt und diese mittlerweile sehr teuer sind. Das mag sich erstmal komisch anhören - aber diese Krise zieht einen ganzen Rattenschwanz ökologischer und sozialer Missstände hinter sich her.

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Ob in der Bowl, als Dip aufs Brot, im Vegi-Burger oder im Powersalat – die schmackhaften und gesunden Eigenschaften der Avocado haben der Superfrucht einen grandiosen Boom beschert und eine Branche reich gemacht. Leider nicht ohne bitteren Beigeschmack, denn je mehr wir die grüne Frucht aus den Tropen lieben und nach ihr verlangen, desto mehr schadet ihr Anbau der Umwelt und den Menschen in den Anbauländern. Müssen wir nun auf unsere geliebte Superfrucht verzichten?

Der Werdegang zur Superfrucht


Die Avocado hat ihren Ursprung im heutigen Puebla, Mexiko, wo ihre Existenz über 10.000 Jahre zurückverfolgt werden kann und sie bereits von den Azteken als Delikatesse und Aphrodisiakum geschätzt wurde. Seit dem weltweiten Avocado-Boom in den 1990ern wird sie inzwischen primär für den Export in die Industrienationen angebaut. Dadurch ist die globale Produktion in den vergangenen 20 Jahren um das Dreifache angestiegen: von 2,7 Millionen im Jahr 2000 auf 8 Millionen Tonnen im Jahr 2020.

Mehr Avocados, mehr Umweltprobleme


Avocados haben eine schlechte Ökobilanz, denn ihr Anbau führt zu:
Wasserknappheit, Wüstenbildung und Waldbrände

Die tropische Avocado ist eine durstige Frucht: Ein Kilo Avocados (drei Früchte) benötigt bis zu 1.000 Liter Wasser, ein Vielfaches mehr als für ein Kilo Tomaten oder Kartoffeln benötigt wird. Ihr vermehrter Anbau trägt zur Wasserknappheit in den Anbauländern bei. In Portugal und Spanien beispielsweise werden dadurch - vor allem in Dürreperioden - Wüstenbildungen und Waldbrände gefördert.



Transportemissionen

Die meisten Avocados kommen aus Übersee, u.a. aus Mexiko, der Dominikanischen Republik und Peru. Egal ob die Frucht über den Ozean verschifft oder per Flugzeug transportiert wird, rund 10.000 Kilometer legt jede Avocado klimatisiert und gepolstert aus Übersee nach Europa zurück. Dabei entsteht viel CO2, ein klimaschädliches Treibhausgas.



Biodiversitätsverlust

Die Nachfrage nach mehr Anbaufläche führt zu einem Anstieg illegaler Abholzung natürlicher Wälder. "Pro Jahr werden 1500 bis 4000 Hektar Wald gerodet, um Platz für Avocado-Felder zu schaffen", sagt Jaime Navia von der mexikanischen Umweltschutzorganisation Gira. Das Problem mit dem Anbau von Monokulturen: Sie reduzieren die Biodiversität in den Anbauorten und es müssen zum Schutz der Pflanzen grosse Mengen an Pestizide gespritzt werden - was zur weiteren Zerstörung von Ökosystemen beiträgt.



Die Guacamole-Krise als Sinnbild sozialer Ungerechtigkeit


In Zentral- und Südamerika geniesst die Avocado eine jahrtausendalte Tradition. Doch aufgrund der hohen Nachfrage aus den westlichen Ländern wird sie inzwischen primär für den Export angebaut. Das bedeutet, dass es immer weniger Avocados für die Einheimischen gibt und die Knappheit der Frucht zu einem Preisanstieg in den Anbauländern geführt hat.

Zudem wird kleineren Bauernbetrieben die Existenzgrundlage entzogen, denn einerseits benötigen Avocadobäume - im Gegensatz zu Bananenstauden oder Mangobäumen - mehr Land und zerstören den Boden, weil sie anfällig für Schädlinge sind und gespritzt werden müssen. Andererseits stellt der hohe Wasserverbrauch ein grosses Problem dar, denn der Acovado-Anbau lässt ganze Flussbetten austrocknen, zu Lasten der einheimischen Bevölkerung und auch der Tiere. Zukünftige Generationen werden in diesen Regionen voraussichtlich nichts mehr anbauen können.

Fazit: Sollte der Avocado-Trend hierzulande einmal vorüber sein, haben die Menschen in den Anbaugebieten und die Natur vor Ort mit den ökologischen Folgen noch lange zu kämpfen.

Nachhaltige Avocado - gibt es dich?


Die Avocado ist eine Frucht, die viele soziale und ökologische Probleme mit sich bringt. Wichtig für Verbraucher und Verbraucherinnen sowie für eine nachhaltige Lebensweise ist, auf einen verantwortungsvollen Konsum zu achten. Im Falle der Avocado könnte das so aussehen:
Überprüfe die Herkunft

Israel und Spanien haben kürzere Transportwege.
Regionale Alternativen

Es gibt zahlreiche regionale Lebensmittel, die einzelne oder mehrere Inhaltsstoffe der Avocado enthalten: Wallnüsse, Maroni, Oliven, Hülsenfrüchte (Bohnen und Linsen), Leinensamen, Beeren oder Randen bzw. Rote Beete.
Crowd-Farming

Adoptiere eine Avocadobaum, zum Beispiel in Spanien. Gib ihm einen Namen und erhalte Avocados mit dem zertifizierten Bio-Siegel der EU.
Weniger Avocado auf dem Speiseplan

Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht gibt es für Vegetarier:innen und Veganer:innen keinen Grund, vermehrt Avocados zu essen. Aus diesem Grund ist es ratsam, Avocados seltener und dafür sehr bewusst auf den Speiseplan zu setzen.

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